Rund 1,6 Millionen Menschen mit demenziellen Veränderungen leben nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft in Deutschland. Die meisten von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Jährlich komme es zu mehr als 300.000 Neuerkrankungen.
Prognosen gehen davon aus, dass sich die Zahl der Menschen mit Demenz alle 20 Jahre verdoppeln wird. Weltweit würden dann 2030 rund 65 Millionen Menschen von Demenz betroffen sein, in Deutschland allein 3,2 Millionen. „Der enorme Anstieg liegt an einer ständigen Verbesserung des Lebensstandards und der damit verbundenen steigenden Lebenserwartung – und mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko, dement zu werden“, erklärt PHB-Demenzexperte Klaus Sander. Angesichts der sozialen Folgen für die Betroffenen, die Familien und Angehörigen, aber auch für die Gesamtgesellschaft sei Demenz zum wichtigsten Problem betagter Menschen geworden.
Genaue Diagnostik wichtig
Das Wort „Demenz“ kommt aus dem Lateinischen, von „de“ – weg – und von „mens“ – „Geist“, also kurz gesagt „ohne Geist“. Doch nicht alles, was nach Demenz aussieht, ist tatsächlich auch eine: Genaues Hinschauen, Mediziner sprechen von „Differential-Diagnostik“, ist unbedingt notwendig. „Alltägliche Gedächtnisprobleme – Schlüssel verlegt, Geburtstag vergessen, Telefonnummer nicht parat – haben wir alle und sind deshalb nicht gleich dement“, so Sander.
Depressionen, Hormon- und Stoffwechselstörungen, Alkohol und Medikamentenmissbrauch sowie Tumorerkrankungen können eine ähnliche Symptomatik wie Demenz aufweisen. Und es gibt das sogenannte Delir (Delirium), von lateinisch „de lira“, sinngemäß „neben der Spur gehen“. Gemeint ist ein Zustand einer akuten Verwirrtheit, zu der es zum Beispiel kommen kann, wenn man nach eine Operation Flüssigkeitsmangel hat, starke Schmerzmittel einnimmt oder traumatische Ereignisse erleben musste.
Bei folgenden auffälligen Kriterien, die unbedingt zusätzlich mit neuropsychologischen und medizinischen Testverfahren untermauert werden sollten, kann eine Demenz vorliegen:
- Gedächtnisstörung
- Abnahme des Denkvermögens: Sprache, Urteilsvermögen, abstraktes Denken
- Beeinträchtigung des Alltages und der persönlichen Lebensführung: Vernachlässigung der Körperhygiene, Aufgabe von Hobbies, Meiden von Sozialkontakten usw.
- Anhaltender Zustand von mehr als sechs Monaten – eine akute Demenz gibt es nicht!
Es gibt eine Vielzahl von Demenzformen, deren Symptome sich häufig ähneln.
Die häufigsten sind:
- Morbus Alzheimer (ca. 60 %): Störung von Gedächtnisfunktionen, Beeinträchtigung der Urteilsfindungen, Zustand von Verwirrtheit, verursacht von Eiweiß-Ablagerungen außerhalb der Nervenzellen und neurofibrillären Bündeln innerhalb der Nervenzellen.
- Vaskuläre Demenz (ca. 20-30 %): intellektuelle Funktionsstörungen und Abbau der Hirntätigkeiten, verursacht zumeist von einem großen Schlaganfall, der zur Verengung der Blutzufuhr bestimmter Hirnareale führt.
- Fronto-temporale Demenz (5-10 %): fortschreitende Persönlichkeitsveränderungen, z. B. erhöhte Reizbarkeit, Verhaltensstörungen, Verlust von Taktgefühl, soziale Enthemmung.
- Apathische Zurückgezogenheit, verursacht von Schädigungen, die nur auf die Stirn- und Schläfenlappen begrenzt sind.
- Lewy-Körper-Demenz (5 %); eine frühe Störung des räumlichen Denkens, leichte Parkinson-Symptomatik und wiederholte Halluzinationen und Bewusstseinsstörungen, verursacht von Neuronen-Veränderungen in der Hirnrinde.
Demenzen verlaufen – bis auf eine Form, die durch erhöhten Hirndruck verursacht wird – irreversibel und dauern bis zum Tode an. Sie verkürzen die alltagsübliche Lebenserwartung.
„Durch Mobilität, eine gesunde Ernährung und viel Zuwendung kann man den Verlauf ein wenig verlängern“, sagt Klaus Sander. „Was bleibt, ist, die Menschen mit ihren demenziellen Veränderungen so anzunehmen, wie sie sind, und verstärkt ihren pflegenden Angehörigen Aufmerksamkeit und Entlastung zu geben.“ Menschen mit Demenz können sich nicht mehr ändern. „Wir sollten versuchen, ihre Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen, sie zu verstehen und uns auf deren Ebene zu begeben, mit dem höchsten Maß an Gefühlen, das wir haben. Gewohnheiten sollten unbedingt beibehalten werden, Ressourcen sind zu fördern und Reizüberflutungen zu vermeiden“, so Sander.